2020 – Jahr des Umbruchs

In der Geschichte der Automobilindustrie gab es wohl kaum ein Jahr mit so vielen neuen Modellen, wie es das Jahr 2020 sein wird. Allein bei den großen Herstellern stehen über 180 neue Modelle bereit, um in die Verkaufshallen der Händler zu rollen. Es ist ein wahres Feuerwerk, das hier verschossen wird. Die Elektromobilität wirft ihr Licht voraus, doch sind nicht alle Neuheiten emissionsneutral. Die meisten neu vorgestellten Fahrzeuge sind mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet und diese dürften noch für die nächsten zwei bis fünf Jahre auch weiterhin den Löwenanteil ausmachen.

Rund ein Drittel elektrifiziert

Von den rund 180 Neuvorstellungen sind ungefähr 60 rein elektrisch betrieben. Dieser Anteil dürfte weiter wachsen, besonders Volkswagen hat sich viel vorgenommen. Das neue Werk in Zwickau soll die größte Fabrik für E-Autos werden. Die meisten Studien, die die Wolfsburger bisher präsentierten, haben das Zeug in Serie gebaut zu werden. Ein großer Vorteil, den VW gegenüber anderen Herstellern besitzt, ist seine große Erfahrung in der Modular-Bauweise. Alle Modelle des Konzerns, egal ob von Seat, Skoda, Audi oder VW, besitzen großteils die gleichen Baugruppen. Sei es das Fahrwerk oder die Antriebe, lediglich Design und Image werden markenspezifisch separiert. Der Kunde nimmt dies so an, und selbst unter den Porsche-Kunden beschwert sich keiner, dass in ihren Fahrzeugen ganz viel Technik aus der Konzernzentrale stammt.

Damit soll der Umbruch gemeistert werden

Diese Bauweise hilft, die Kosten radikal zu reduzieren. Gleichzeitig werden die immensen Entwicklungskosten auf viele Modelle und Marken verteilt. Das soll den Vorteil gegenüber Tesla und anderen Konkurrenten bringen. Der neu formierte Gigant rund um Fiat und PSA will eine ähnliche Strategie entwickeln, doch ist der Weg noch steinig und lang. Hier müssen erst einmal die unterschiedlichen Kulturen und Bedürfnisse bedient werden. Dazu wartet mit den französischen Arbeitnehmern eine sehr streiklustige und reformkritische Komponente, die es zu befrieden gilt. Alles Schlachten, die VW geschlagen hat. Es wird extrem spannend werden.

Schlanke Strukturen können schlagkräftig sein

Tesla macht es mit seiner modernen und schlanken Unternehmensstruktur vor, wie man schnell wachsen kann. Gleiches gilt natürlich für die vielen kleinen, aber pfiffigen Hersteller, die emissionsfrei betriebene elektroroller im Portfolio haben. Sie müssen sich genauso gegen die noch immer überwältigende Mehrheit von klassischen Antrieben behaupten, doch wer durchhält, kann zum Marktführer reifen.

Im Hause VW ist der Dieselskandal noch immer nicht völlig abgearbeitet. Wie hoch die Schadensersatzzahlungen sein werden ist offen. Die Streichung von fast 10.000 Stellen scheint bereits eine beschlossene Sache zu sein, gleichzeitig braucht es aber neue Mitarbeiter, um die kommenden Herausforderungen zu meistern.

Wer sich für Wirtschaft, Ökologie und Technologie interessiert, dem bietet sich gerade ein Unterhaltungsprogramm der Spitzenklasse. Man könnte es ein Reality-Netflix nennen. Alles ist möglich und das Gute ist, es geht schnell. Keine langen Aufschiebe- und Aussitzpraktiken. Es geht Schlag auf Schlag.